Das Bistum Hildesheim startet eine neue, umfassende Missbrauchsstudie, bei der erneut das frühere katholische Kinderheim Bernwardshof in Himmelsthür im Fokus steht. Bereits 2021 hatten Forscher dort ein „totalitäres Erziehungsregime“ mit sexuellen Übergriffen und Gewalt durch Ordensschwestern, Erzieher und den Heimleiter festgestellt. Der damalige Bischof Heinrich Maria Janssen, dem selbst Missbrauch vorgeworfen wird, soll nicht eingegriffen haben.
Die neue Studie, die im April 2025 beginnt, wird von einem interdisziplinären, externen Forscherteam durchgeführt und soll rund zwei Jahre dauern. Ziel ist es, Täter zu identifizieren, institutionelle Versäumnisse aufzuarbeiten und das Leid der Betroffenen stärker zu berücksichtigen. Auch die Amtszeiten der späteren Bischöfe, einschließlich des aktuellen Bischofs Heiner Wilmer, werden untersucht.
Wilmer bezeichnete die Taten als „Verbrechen“ und betonte die Notwendigkeit, weiter aufzuklären. Die Betroffenenperspektive soll diesmal von Beginn an einbezogen werden, was von Nicole Sacha vom Betroffenenrat Nord als „vorbildlich“ gelobt wurde. Zudem werden alternative Veröffentlichungsformen wie Podcasts oder Videos angestrebt, um die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Bistum stellt 1,6 Millionen Euro für das Projekt bereit.