Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit erfährt Himmelsthür ein überregionales Interesse. Kinder aus ganz Deutschland und darüber hinaus schreiben Briefe an das Himmelsthürer Weihnachtspostamt. Grund dafür ist der Ortsname, der gut zu den weihnachtlichen Traditionen passt. Wie ist Himmelsthür aber zu seinem schönen Namen gekommen?
In der schriftlichen Überlieferung ist der Name ‚Himmelsthür’ erst um 1600 belegt. Vorher hat er sich in einem langen sprachgeschichtlichen Prozess oft geändert. In den ältesten noch erhaltenen Urkunden des 11. Jahrhunderts finden wir die Formen Hemmitesdurie und Hemethesdoron (1022). Danach entwickelt sich der Name über Himedhesdur (1193) und Himmedesdore (1300) bis zu der Form Hymdesdor (1431) weiter. Die ersten Belege für die Schreibweise „Himmelsthür“ stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert. So ist diese in einem Messbuch der St. Martinus-Kapelle, in dem eine Schenkung von Messgeräten für das Jahr 1603 handschriftlich dokumentiert ist, zu lesen.
Noch schwieriger als die genaue Datierung ist eine Erklärung des Namens „Himmelsthür“. Der zweite Teil „-thür“ scheint aus dem altgermanischen Wort „duru“ hervorgangen zu sein. Dessen Entwicklung über „duri“ (althochdeutsch) zu „tür“ (mittelhochdeutsch) lässt sich auch an anderen Beispielen sehr gut belegen. „Duru“ bedeutet „Durchfahrt“, „Durchgang“ und bezieht sich wohl auf den durch Himmelsthür führenden Ost-West-Handelsweg, die heutige Bundesstraße 1.
Die Deutung des ersten Elements „Himmels-“ ist dagegen umstritten. Die eine Theorie besagt, dass diesem der altsächsische Personennamen „Hemmid“ zugrunde liegt. Danach wäre „der Durchgang des Hemmid“ die Interpretation für die ursprüngliche Form des Wortes „Himmelsthür“. Andere vermuteten, dass „Himmels-“ aus „Hilmsen“ (Hildesheim) entstanden ist. Die Deutung „Durchfahrt nach Hildesheim“ hätte zwar mehr Plausibilität, sprachgeschichtlich ist eine Entwicklung von „hilmsen-“ über „hemmites-“ und „himdes-“ zu „himmels-“ aber eher unwahrscheinlich. Jüngst hat der Namensforscher Jürgen Udolph die Ansicht vertreten, dass sich hinter dem ersten Teil das althochdeutsche Wort „hameide“ verbirgt, was so viel wie „Schlagbaum, Verschanzung, Schutzwehr“ bedeutet. Udolph sieht damit in dem Namen „Himmelsthür“ eine Kombination der Bedeutungen „Schutzwehr“ und „Tor“. Er führt ihn auf lokale Besonderheiten zum Zeitpunkt seiner Entstehung, der wohl in altsächsischer Zeit (300-800 n. Chr.) liegt, zurück. Offensichtlich haben die Zeitgenossen Himmelsthür als Durchgang in ein besiedeltes Gebiet gesehen, der durch eine Kombination künstlicher Maßnahmen (Dornenhecke, Graben, Erdwall, Schlagbaum) blockiert werden konnte. Aufgrund der heutigen Begebenheiten kann man sich diese Deutung vielleicht nur schwer vorstellen, wenn man aber die Lage unseres Ortes zwischen den Höhenzügen im Süden (Hildesheimer Wald) und Norden (Osterberg) bedenkt und eine stärkere Bewaldung voraussetzt, dann erscheint diese Interpretation nicht abwegig.
Sicher ist aber, dass der Name „Himmelsthür“ in seinem Ursprung nichts mit dem Himmel zu tun hat, dem er die erhöhte Aufmerksamkeit in der Vorweihnachtszeit verdankt.