Ein verstecktes Denkmal – Der Hudestein im Himmelsthürer Forst (19.4.2024)

HiAZ vom 20.4.2024

Ein längst in Vergessenheit geratenes Denkmal: Schief und verwittert steht er da im Hildesheimer Wald am Übergang zum Escherberg: ein jahrhundertealter Grenzstein bei Sorsum. Eine ganze Schar von Lokal-Politikern, Bürgermeistern und Heimatforschern ist <…> der Sache an Ort und Stelle auf den Grund gegangen. Der Stein trägt eine Inschrift, die das Ende langer Streitereien um das Weiden des Viehs im Wald besiegelt. „Nach 354 Jahren treffen sich erstmals alle Beteiligten der Anrainer-Gebiete wieder“, blickt Kreisheimatpflegerin Paloma Klages angesichts der Geschichte des steinernen Zeugens, der im Juni 1670 gesetzt wurde. Die Anrainer – das sind die Dörfer des ehemaligen Güldenen Winkels: also Emmerke, Groß und Klein Escherde, Himmelsthür und Sorsum. Die frühere Gemeinde trägt diesen hübschen Namen, weil manche Stellen ihres Gebiets – etwa am Groß Escherder Jägerhaus – bei Sonne golden leuchten. 

Vertreter der Orte und auch Marie Ellersiek vom Landesamt für Denkmalpflege sowie Landrat Bernd Lynack haben sich ein Bild von dem Hudestein gemacht, der die Schlichtung des Zanks um die Nutzung der einst von einem lichten Eichenwald bedeckten Fläche markiert. Dort fraßen Rinder oder Schweine behütet zwischen den Bäumen Eicheln und die Viehbesitzer kamen sich in die Quere. Doch der Holzgerichtsherr des Escherbergs, Domherr Johann von Fürstenberg, einigte sich mit den Streithähnen aus den Dörfern finanziell. Für ein Paar Taler war der Zwist aus der Welt. 

Klar, dass da auch heute noch ein Versöhnungstrunk, ein Schnäpschen, fällig ist. Den hat Paloma Klages aus eigener Herstellung gleich mitgebracht. Zudem gibt es Bier und belegte Brote beim Stelldichein unter Bäumen. „Das ist ein frühneuzeitliches Kleinod“, schwärmt Fachfrau Ellersiek von der Landesbehörde, die 2018 das Denkmal absegnete. Seither versuchte Paloma Klages wirklich alle Beteiligten an einem günstigen Termin zusammenzutrommeln, doch unter anderem die Corona-Krise hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. 

Doch jetzt hat es mit viel organisatorischem Geschick endlich geklappt, den Stein der Öffentlichkeit zu präsentieren – ein Exemplar mit Seltenheitswert und Teil einer Kette aus Grenzsteinen durch die Region, die nicht erhalten ist. Wohl aber eben der bei Sorsum – und ein weiterer im Hof des Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museums.

sog. Hudestein – Denkmalatlas und Objektportal des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (niedersachsen.de)

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