Himmelsthür Dem Himmel so nah!
Dem Himmel so nah!

Neujahrsrede von Ortsbürgermeister Dr. Christian Stock (2.2.2025)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde von Himmelsthür,

zum 32. Neujahrsempfang des Himmelsthürer Ortsrats heiße ich Sie alle ganz herzlich willkommen. Es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie heute hier zu begrüßen. Für das Jahr 2025 wünsche ich Ihnen und Ihren Familien von Herzen alles Gute – vor allem Gesundheit, Glück und persönliche Zufriedenheit. Möge unser gemeinschaftliches Miteinander in Himmelsthür auch in diesem Jahr von Zusammenhalt und Erfolg geprägt sein.

Ich freue mich besonders, dass wir bereits zum dritten Mal in der Mensa des Gymnasiums Himmelsthür zusammenkommen dürfen. Mein herzlicher Dank gilt dem Schulleiter Herrn Kruse, der uns diesen schönen Ort erneut zur Verfügung gestellt hat.

Es beeindruckt mich sehr, wie zahlreich Sie unserer Einladung gefolgt sind. Das zeigt: Der Neujahrsempfang ist längst mehr als eine Tradition – er ist ein fester Bestandteil unseres Ortslebens, ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der gemeinsamen Reflexion.

Lassen Sie mich einige unserer Gäste besonders begrüßen:

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Vor einem Jahr habe ich hier gesagt, dass wenig darauf hindeutet, dass 2024 ein friedlicheres und demokratischeres Jahr als 2023 werden würde. Leider hat sich diese Prognose bewahrheitet – ja, in vielerlei Hinsicht haben Unsicherheit und gesellschaftliche Spannungen sogar noch zugenommen.

Ich erspare Ihnen aber weitere Ausführungen zur bundes- oder weltpolitischen Lage. Schließlich erleben wir ja täglich, was so um uns herum geschieht. Und bestimmt sind Sie oft auch genauso fassungslos wie ich, wenn wieder einmal etwas passiert, was man sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

Wir sind hier beim Himmelsthürer Neujahrsempfang, und daher soll auch Himmelsthür im Mittelpunkt stehen:

Rückblick auf 2024

Lassen Sie mich zu Beginn noch einmal auf das vergangene Jahr zurückblicken: 2024 war für Himmelsthür ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch großer Erfolge.

Als Sportstandort haben wir deutliche Fortschritte gemacht: Die neue Sporthalle an der Realschule wurde eingeweiht, ebenso die langersehnte Flutlichtanlage auf dem A-Platz des TuS Grün-Weiß. Unsere Fußball- und Handballmannschaften haben mit ihren Aufstiegen über die Ortsgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt – und das wäre ohne das Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher nicht möglich gewesen.

Eine tolle Aktion war auch die Fußball-Stickeraktion in Kooperation mit dem REWE-Markt von Lukas Kiezko. Und die Handballer, die zwei Heimspiele in die Volksbank-Arena ausgelagert haben, haben damit besondere Erlebnisse für Spieler und Fans geschaffen. Solche Initiativen fördern nicht nur den Sport, sondern stärken auch unseren Zusammenhalt in Himmelsthür.

Aber 2024 war auch ein Jahr der Baustellen. Die Salzwiese, der Linnenkamp und die Obere Dorfstraße waren zeitweise gesperrt. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen, der neue Parkplatz vor der Realschule ist fertig – ein wichtiger Schritt für unsere Infrastruktur.

Eine weitere „Baustelle“ war unsere Ortsrats-Homepage. Doch nun ist sie unter hi-himmelsthuer.de wieder voll funktionsfähig. Auch wenn das unser Ortsteilmagazin „Wir Himmelsthürer“, das leider seit Juni nicht mehr erscheint, nicht ersetzen kann, so bleibt damit gewährleistet, dass sich alle über die Entwicklungen in Himmelsthür informieren können.

Besonders erfreulich waren die Jubiläen, die wir gefeiert haben:

          •         50 Jahre Kindergarten St. Martinus

          •         60 Jahre AWO-Seniorenzentrum Ernst-Kipker-Haus

Beide Einrichtungen stehen für den Aufschwung unseres Ortes nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Jubiläen haben uns daran erinnert.

Auch das Jubiläum „50 Jahre Eingemeindung Himmelsthürs in die Stadt Hildesheim“ wurde würdig gefeiert. Meine Anregung vom letzten Neujahrsempfang, dieses Jubiläum nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, wurde aufgegriffen. Die Radtour durch die eingemeindeten Orte war ein voller Erfolg – gut organisiert, informativ und gemeinschaftsfördernd.

Ein anderes Jubiläum haben wir tatsächlich verstreichen lassen. Wenn ich heute darüber nachdenke, war das ein Fehler: Ich meine das 120-jährige Bestehen des Ortsrats. Denn im Juni 1904 wurde erstmals in Himmelsthür von der Gemeindeversammlung ein Rat gewählt, der die Bürgerinnen und Bürger vertreten sowie den Bürgermeister bei seiner Arbeit unterstützen sollte.

Warum hätten wir daran erinnern sollen?

120 Jahre Gemeindevertretung in Himmelsthür bedeutet, dass sich in diesem Zeitraum immer wieder Menschen gefunden haben, die sich für die Belange ihrer Mitbürger eingesetzt haben, die sich ihrer Sorgen und Nöte angenommen und Lösungen gefunden haben. Daran zu erinnern wäre gerade in unserer Zeit, in der Politikverdrossenheit sich immer mehr verbreitet, richtig und wichtig gewesen. In einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, gerade junge Menschen für die Lokalpolitik zu begeistern.

Es geht aber nicht nur um Politikverdrossenheit, sondern auch um unsere Demokratie. Denn auch die ist in Gefahr. Ein Blick auf die Geschichte des Ortsrats zeigt, dass die Demokratie nicht selbstverständlich ist, dass sie immer wieder von den Menschen gestaltet und vor allem gegen ihre Feinde verteidigt werden muss.

Vor 90 Jahren endete vorerst die Zeit dieses gewählten Gremiums. Denn die Nationalsozialisten hatten es nach zwei Jahren geschafft, dieses Gremium gleichzuschalten und die demokratisch gewählten Bürger durch ihre eigenen Leute zu ersetzen. Wohin das letztlich geführt hat, daran erinnern wir in diesem Jahr zum 80. Mal: die fast vollständige Zerstörung bei Bombenangriffen im Februar und März 1945. Die Geschichte des Ortsrats erinnert aber auch an den Wiederaufbau und den Ausbau des Ortes nach dem Zweiten Weltkrieg.

Es wird deutlich, dass es wichtig ist, sich gerade in dieser Zeit der zunehmenden Demokratiefeindlichkeit nicht ins Private zurückzuziehen, wie man es vielleicht aufgrund all der Katastrophen und Zerwürfnisse um uns herum vorziehen würde, sondern sich aktiv für den Erhalt der Demokratie einzusetzen.

Dass die schweigende Mehrheit sich gegen die Demokratiefeinde von links und rechts erheben muss, hat auch der Anschlag auf unser Ehrenmal gezeigt, das Anfang des letzten Jahres mit linksradikalen Parolen beschmiert wurde. Diese Aktion hat uns vor Augen geführt, wie tief die Gräben in unserer Gesellschaft mittlerweile sind. Die Schmierereien waren nicht nur ein Angriff auf ein Denkmal, sondern auch ein Ausdruck des Verlustes von Anstand und Respekt. Dabei erinnert das Ehrenmal nicht nur an den Krieg, sondern es mahnt uns vor allem zum Frieden – eine Botschaft, die gerade heute angesichts der erschütternden Konflikte in der Ukraine und in Israel wichtiger denn je ist.

Ausblick auf 2025

Das war das Jahr 2024 in Himmelsthür. Was wird uns 2025 bringen?

Eine Herausforderung wird es sein, der allgemeinen Politikverdrossenheit und insbesondere den Gefährdungen eines demokratischen Miteinanders entgegenzuwirken. Ich glaube, dass wir schon hier vor Ort im Kleinen einen Beitrag dazu leisten können. Wenn nämlich Menschen zunehmend den Eindruck haben, dass Politik und Verwaltung immer weniger in der Lage sind, die Probleme zu lösen, dann dürfen wir nicht auf andere warten oder zeigen, sondern müssen hier anfangen. Das setzt eine bessere Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung voraus; auch hier in Hildesheim. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass noch mehr an einem Strang gezogen wird und es endlich mal eine Änderung der Haltung gibt: weg von dem pauschalen „Das geht nicht“ hin zu einem „Wie können wir helfen? Welche Lösung können wir finden?“

Außerdem sollten wir ein noch größeres Augenmerk darauf legen, wie wir Menschen für das Mitmachen in unserem Ort gewinnen können. Eine starke Demokratie lebt von aktiven Bürgerinnen und Bürgern, die sich einbringen. Das Ehrenamt ist ein Motor der Demokratie. Im Kleinen wird geübt und praktiziert, was im Großen das demokratische Gemeinwesen trägt: Gemeinsame Ziele auf der Grundlage demokratischer Regeln zu erreichen und fair zu gewinnen und zu verlieren. Und hier haben wir tatsächlich eine Herausforderung: Es wird immer schwieriger, Menschen – besonders junge Menschen – für das Ehrenamt zu gewinnen. Ein schmerzlicher Beweis war die Auflösung des Vereins „Bürger für Himmelsthür“, weil sich kein neuer Vorsitz fand. Umso erfreulicher ist es, dass beim KKS und beim Musikverein junge Nachfolgerinnen gefunden wurden.

Wir müssen generell mehr für unsere Jugendlichen tun. Während meiner Jugend gab es in den 80er Jahren noch ganz andere Treffpunkte. Heute haben unsere Jugendlichen kaum Räume, in denen sie willkommen sind. Wir sollten gemeinsam überlegen, wie wir das ändern können.

Die Verkehrsproblematik bleibt ein Dauerthema: Staus auf dem Linnenkamp und der B1, insbesondere an den Bahnübergängen und Kreuzungen, sind für viele von uns ein tägliches Ärgernis. Hinzu kommen Gefahrensituationen an der Ahnekamp-Kreuzung und der Fußgängerampel an der St. Martinus-Schule. Hier müssen dringend Lösungen gefunden werden.

Auch die marode Infrastruktur ist eine Baustelle, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Ob es sich um Spielplätze, Schulgebäude oder den Fußweg zwischen Konrad-Naue-Straße und Kirschenhain handelt – hier gibt es viel zu tun. Andere Projekte wie die Bebauung und Nachnutzung des Bernwardshofes sowie des Kuhrmeyerschen Hofes sind immer noch nicht abgeschlossen. Mal sehen, wie es da in diesem Jahr weitergeht.

Trotz dieser Herausforderungen können wir uns auf ein Jahr voller schöner Ereignisse freuen: Der Musikverein feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem „Tanz in den Mai“. Dieses Jubiläum wird sicherlich ein Höhepunkt des Jahres. Unser Nachbarort Sorsum begeht sein 900-jähriges Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen, die uns an die lange Geschichte unserer Region erinnern. Die Kindertagesstätte „Himmelsthürchen“ wird 70 Jahre alt – ein Beispiel für die Familienfreundlichkeit unseres Ortes. Natürlich wird es auch wieder unser Weinfest, den Weihnachtsmarkt und das Boßelturnier geben – wunderbare Gelegenheiten, um Begegnungen zu schaffen und unseren Zusammenhalt zu stärken. Und vielleicht dürfen wir auch auf sportliche Erfolge hoffen – unsere Handballer stehen auf einem Aufstiegsplatz, drücken wir ihnen die Daumen!

Schlusswort

Unser Land steht vor großen Herausforderungen. Auf Bundesebene können wir nur darauf hoffen, dass die demokratische Mitte endlich wieder zusammenfindet und nicht durch ihre Politik zu einem weiteren Erstarken der Extremen beiträgt. Denn die wollen alles das zerstören, was uns in den letzten 80 Jahren Frieden, Freiheit und Wohlstand in unserem Land geschenkt hat. Wenn wir wollen, dass unsere Demokratie erhalten bleibt, dann müssen wir alle etwas dafür tun. Jeder und jede wird gebraucht. Lasst uns hier in Himmelsthür schon einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Gesellschaft wieder zusammenwächst.

Ich weiß, dass hier im Raum Menschen sitzen, die sich aktiv für unsere Gemeinschaft einsetzen. Sie alle – in den Vereinen, Schulen, Kirchen, sozialen Einrichtungen – leisten Großartiges für Himmelsthür. Sie helfen, organisieren, integrieren und gestalten. Der Ortsrat möchte sich mit diesem Neujahrsempfang herzlich bei Ihnen bedanken. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass Himmelsthür ein lebenswerter Ort bleibt!

Ich freue mich auf ein erfolgreiches Jahr 2025 – mit Ihnen allen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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