Die Ursprünge des Bernwardshofs reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Denn damals befand er sich im Besitz des Bischofs Bernward von Hildesheim, der ihn den Benediktinern von St. Michaelis zu Hildesheim schenkte. In der Überlieferung wurde er als „Sattelhof“ bezeichnet, da dort die Reitpferde des Bischofs und der hohen Geistlichkeit untergebracht waren.
Noch im 18. Jahrhundert gehörte der Hof zum Besitz des Hildesheimer Michaelisklosters. Der Kanzler des Hildesheimer Fürtsbischofs von Sierstorpff pachtete den Hof zunächst und kaufte ihn später. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verkaufte die Familie von Sierstorpff ihren Besitz in Himmelsthür. Im 19. Jahrhundert wechselte der Hof mehrfach seine Eigentümer. Schließlich erwarb die Kongregation der Vinzentinerinnen das Anwesen und leitete eine neue Ära in der Geschichte des Bernwardshofes ein.
20. Jahrhundert bis heute
Zunächst wurde der Bernwardshof von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul als Erholungsheim für Ordensschwestern genutzt. Später diente er als Kinderheim für Jungen, insbesondere für schwer erziehbare Kinder. Diese Nutzung bestand bis 1987. Danach beherbergte das Gelände ein Erholungs- und Altenheim für Ordensschwestern sowie verschiedene Verwaltungseinrichtungen. Bis 2011 war dort auch das Bildungs- und Tagungshaus St. Vinzenz untergebracht.
Nach der Schließung wurde das Gelände zeitweise zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt, bevor es 2016 an ein Immobilienunternehmen verkauft wurde. In den folgenden Jahren entstand auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal ein modernes Wohnquartier mit barrierefreien Wohnungen und Reihenhäusern.
Parallel zur baulichen Entwicklung wird die Vergangenheit des Bernwardshofs kritisch aufgearbeitet. Berichte über physische, psychische und sexualisierte Gewalt während der Zeit als Kinderheim haben die Verantwortlichen dazu veranlasst, externe Untersuchungen in Auftrag zu geben, um die Geschehnisse transparent zu machen und den Betroffenen gerecht zu werden.
Archäologische Funde bei der Umwandlung
Während der Umwandlung des Bernwardshofes in ein neues Wohnquartier wurden bedeutende archäologische Entdeckungen gemacht. Zwischen November 2019 und Februar 2020 führten Archäologen Untersuchungen auf dem Gelände durch, da in der Umgebung bereits Funde aus dem Neolithikum bekannt waren. Dabei stießen sie auf ein christliches Gräberfeld aus dem frühen Mittelalter. Die Bestattungen, die auf das 8. oder 9. Jahrhundert datiert werden, belegen, dass in Himmelsthür bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1022 Menschen lebten. Diese Funde erweitern das Verständnis der frühmittelalterlichen Besiedlung in der Region und unterstreichen die historische Bedeutung des Bernwardshofes.