HiAZ vom 8.5.2024
Die Bahn will einen ihrer Übergänge zwischen Emmerke und Sorsum schließen. Doch den nutzen schon seit vielen Jahren zahlreiche Radfahrer und Fußgänger aus den umliegenden Orten. Nun liegt eine Liste mit mehr als 500 Unterschriften von Bürgern und Bürgerinnen vor, die den Erhalt des Übergangs fordern.
Auch Politiker wie etwa der Giesener Bürgermeister Frank Jürges (CDU) treten für den Erhalt ein. Die Bahn verweist gegenüber der HAZ erneut darauf, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Die Frage nach einem Kompromiss bleibt bislang unbeantwortet.
Auch für den Weg zum Arbeitsplatz wichtig
Betroffen sind die Orte des Güldenen Winkels mit ihren althergebrachten Beziehungen: Emmerke, Sorsum, Klein und Groß Escherde sowie Himmelsthür. Für viele aus den Orten ist der Übergang bedeutend. Nicht nur für Ausflugstouren. „Auch für dem Weg zum Arbeitsplatz“, erklärt Beate Ossenkopp, die seit 50 Jahren in Emmerke wohnt. „Ich habe mich drei Tage an die Schranke gestellt und Unterschriften gesammelt“, so Ossenkopp, die ebenfalls zu den Befürwortern des Erhalts gehört. Zu denen zählen auch Menschen in Sorsum. „Das Ganze ist ein bisschen hochgekocht“, sagt die Sorsumer Ortsbürgermeisterin Erika Hanenkamp. In dem Sorsumer Supermarkt „Nah und Gut“ wurde eine Unterschriftenliste ausgelegt. Hinzu kommen Listen in der Bäckerei der Kette Calenberger Backstube in Emmerke sowie in dem Landgasthaus Zur Linde, die beide an der Hauptstraße liegen.
Autos können den Übergang schon lange nicht mehr passieren. Die Hauptstraße führte einst nach Sorsum, endet aber als Sackgasse, seitdem die ICE-Strecke gebaut und die B 1 in dem Bereich erweitert wurde. Fußgänger und Radfahrer können beide Hindernisse durch einen Tunnel unterqueren – und für sie ist ein Stück davor der Übergang relevant. Er führt über die Strecke zwischen Hildesheim und Hannover. „Er ist wichtig und muss bleiben“, fordert der Emmerker Ortsbürgermeister Josef Theodor Möller (CDU), der auf die gewachsenen Verbindungen der Bürger in den diversen Orten verweist. Heißt: vor allem im sportlichen und kirchlichen Bereich. Und: Umwege etwa über die Bahnhofstraße, um von Emmerke nach Sorsum zu kommen, werden in der Bevölkerung als zu lang und gefährlich kritisiert.
Hilft Kompromiss?
Der Giesener Verwaltungschef Jürges zeigt sich erfreut, dass Bürger „aktiv“ eingreifen. Die Gemeinde hat nach dem Austausch mit dem Ortsrat eine Stellungnahme gegenüber der Bahn formuliert. Die Verwaltung folgt darin den Bedenken des Ortsrates. Dabei verschließt sich die Gemeinde nicht dagegen, den Übergang von der aktuellen Straßenbreite auf eine Breite zu verkleinern, die für Rad- und Fußverkehr ausreicht. Im Gespräch ist zudem ein bedarfsgesteuerter Überweg. Bei dem wären die Schranken grundsätzlich geschlossen und würden nur geöffnet, wenn jemand das dort anfordert. Das Prinzip ähnelt dem einer Dunkelampel. Unterdessen wägt die Bahn weiterhin ab – und hebt hervor, dass es grundsätzlich Ziel sei, Übergänge bundesweit und damit auch in der Region Hildesheim abzubauen: aus Sicherheitsgründen. Seit 1950 konnte die Anzahl der Kreuzungen von Schiene und Straße laut Bahn mehr als halbiert werden. Mitte der Neunzigerjahre gab es bei der DB 28.000 Übergänge, über 50 Prozent davon ohne technische Sicherung. 2022 waren es 15.875 Anlagen: die niedrigste Zahl in der DB-Geschichte. „Mit Bund und Gemeinden arbeiten wir an der weiteren Reduzierung“, so eine Sprecherin. Die fortwährende Beseitigung der Kreuzungen sorge für weniger Unfälle.