Liebe Himmelsthürerinnen und Himmelsthürer,
manche Orte und Zeichen begleiten uns ein Leben lang. In Himmelsthür sind es unter anderem die Flurkreuze, die seit Generationen das Dorfbild in besonderer Weise prägen und damit zu unserer Tradition gehören – zu dem, was viele von uns Heimat nennen. Manchmal merkt man erst, welchen Wert solche Zeichen für einen selbst haben, wenn jemand ihnen wieder Aufmerksamkeit schenkt.
Genau das ist im vergangenen Jahr in Himmelsthür geschehen. Ein Bürger hat sich der Kreuze angenommen und Menschen eingeladen, Verantwortung für sie zu übernehmen. Gemeinsam mit vielen Patinnen und Paten wurden die Kreuze gereinigt, restauriert und liebevoll gestaltet. Neue Blumen, Sitzgelegenheiten und kleine Lichter haben sie zu Orten gemacht, an denen man gern verweilt und innehält.
Die positive Resonanz hat gezeigt, wie wichtig solche Zeichen für unsere kulturelle Identität sind. Gerade in Zeiten des Wandels geben sie Orientierung.Viele Menschen haben erzählt, wie sehr sie diese Orte schätzen – weil sie an die eigenen Wurzeln erinnern, an frühere Wege, an ein vertrautes Gefühl von „hier bin ich zuhause“. Manche spüren darin ein Stück Glauben, andere einfach Respekt vor der Tradition.
Tradition ist nichts Abgeschlossenes. Sie lebt davon, dass Menschen wissen, woher sie kommen, und diese Wurzeln wertschätzen. Das ist heute wichtiger denn je. Viele Europäer tun sich inzwischen schwer damit, über die eigenen Werte zu sprechen – oft aus Sorge, dafür missverstanden oder gar in eine politische Ecke gestellt zu werden. Doch über die eigene Identität zu sprechen heißt nicht, sich abzuschotten. Im Gegenteil: Wer die eigenen Wurzeln kennt, kann anderen Kulturen mit Offenheit und Respekt begegnen.
Auch das Weihnachtsfest ist ein ganz wesentlicher Teil unserer Kultur. Die Botschaft von der Geburt Christi hat über Jahrhunderte hinweg Kunst, Architektur und Brauchtum geprägt. Und ebenso wie die Flurkreuze erinnert die Krippe daran, dass Hoffnung und Menschlichkeit nicht an große Gesten gebunden sind, sondern oft im Kleinen beginnen.
Das Engagement in Himmelsthür zeigt, wie lebendig Tradition sein kann, wenn Menschen sich ihr zuwenden. Es macht deutlich, dass kulturelle Identität nicht nur im Rückblick entsteht, sondern auch dadurch, dass wir heute Verantwortung übernehmen und unsere Heimat gestalten.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedliches neues Jahr 2026, geprägt von Zuversicht, Respekt und guten Begegnungen.
Ihr
Dr. Christian Stock
Ortsbürgermeister